Gegen Langeweile bei der Virenjagd - Spiele der Desinfec't DVD im Kurztest

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Leser der Computerzeitschrift c't freuen sich über manche Dreingabe beim Kauf des Magazins. Mitunter am beliebtesten dürfte das Live-System zur Virensuche Desinfec't sein, welches seit 2010, vorher 'Knoppicillin', mindestens einmal im Jahr beiliegt. In der Ausgabe von 2018 werden einige Spiele zum Zeitvertreib während der Virensuche mitgeliefert. Holarse wirft einen Blick auf die hinterlegten Titel und prüft deren Tauglichkeit daraufhin, ob man sich damit am zu scannenden System ausreichend beschäftigen kann.

AisleRiot Solitaire

Eine Kartenspieloberfläche aus dem GNOME-Universum. Sehr minimalistisch, kommt mit 91 Spielarten daher und verspricht Freunden entsprechender Unterhaltungsart Minuten voller Beschäftigung und ein erträglicheres Warten. Startet auf Grund seiner Größe auch vom DVD Live-System innerhalb von Sekunden und belastet den Arbeitsspeicher kaum. Anfänger freuen sich über die „Tipp“ Option über das Dateimenü.

Amoebax

Dieser Titel erinnert an eine Mischung aus Dr. Mario, Tetris und Columns. Ziel ist es, mehrere gleichfarbige, von oben herab fallende Blöcke so anzuordnen, dass diese in einer kritischen Anzahl Kontakt zueinander haben und sich daraufhin auflösen. Dafür gibt es Punkte. Kettenreaktionen, also wenn Auflösung 1 in Auflösung 2 resultiert, erhöhen Zusätzlich die Punktzahl. Grafisch reißt der Titel niemanden vom Hocker, jedoch dürfte dieser Faktor empfindlich dazu beitragen, dass die Software hardwareübergreifend aufgerufen und ausgeführt werden kann. Die Soundkulisse ist minimalistisch und erfüllt ihren Zweck. Die gefühlte Langzeitmotivation leidet ein Stück darunter, dass in einer regulären Partie gerade der Anfang wenig Herausforderung liefert und erst im späteren Spielverlauf der Schwierigkeitsgrad durch aufsteigendes Level, in Form von schnellerer Fallgeschwindigkeit und mehr 'Überraschungen', deutlich anzieht. Bietet einen Trainingsmodus zum Kennenlernen sowie einen Turniermodus. Hier ist ein lokaler Mehrspielermodus mit bis zu 4 Teilnehmern möglich. Es können jedoch maximal 2 Spieler gegeneinander spielen (AWSD & Pfeiltasten). Eine Anpassung der Steuerung ist möglich. Das Spiel wird regulär auf niedriger Auflösung im Fenster ausgeführt, höhere Auflösungen sowie Vollbildmodus sind auswählbar.

Chromium BSU

Ein Klassiker aus dem Linuxspieleuniversum und in der Vergangenheit häufiges Mittel um, neben glxgears, schnell die 3D-Beschleunigung des Systems zu testen. Es ist ein klassischer Up-Down Shooter mit vielen Extrawaffen, schneller Action und vielen Gegnern. Die Soundausgabe ist gut, die Auflösung ebenfalls gewollt niedrig voreingestellt, kann aber über die entsprechenden Menüs angepasst werden. Optisch gehört das Spiel zu den eher fordernden Titeln des Live-Systems. Nach jedem Durchlauf besitzt man eine eigene Highscore die es im Anschluss zu schlagen gilt. Ein einstellbarer Schwierigkeitsgrad macht es Anfänger einfacher den Einstieg in das Genre zu finden.

LBreakout2

Einer von vielen freien Breakout-Klonen unter Linux. Bietet viele Levelpakete, minimale Soundausgabe und zweckmäßige Grafik. Es existiert eine Bestenliste und sogar die Möglichkeit eines Netzwerkmodus. Über das Optionsmenu lassen sich die Eigenheiten des Titels den eigenen Bedürfnissen ein Stück weit anpassen. Startet innerhalb kürzester Zeit, auch vom Live-Medium aus. Wer sich mit Breakout zu beschäftigen weiß, kann durchaus den Virenscan damit vertrödeln. Einziges Manko, das Spielfenster fängt den Mauszeiger ein, was bei eventuellen Hinweismeldungen des Scanners störend wirken kann.

Maelstrom

Ein Asteroids-Klon der einem unvorsichtigen Kopfhörernutzer die Ohren bluten lässt. Spielerisch bringt das im Fenster ausgeführte Spiel grundlegende kurzweilige Unterhaltung mit sich. Mit TAB(!) feuert man gegen herum fliegende Asteroiden und weicht diesen über die Pfeiltasten aus. Die Leertaste lässt den Spieler ein kurzes Schutzschild aufbauen. Die Tonausgabe ist jedoch gewöhnungsbedürftig wenn nicht sogar störend und sollte deaktiviert werden.

Mahjongg

Der Name ist Programm, ein Mah-Jongg-Klon welcher an die GNOME Oberfläche angepasst wurde. Das Spielprinzip ist seit Jahrhunderten bekannt und hat sich auch in dieser Umsetzung nicht verändert. Es stehen 3 Themen und 10 Spielfeld-Layouts zur Verfügung. Das Fenster lässt sich beliebig in seiner Größe verändern, die zum Spiel gehörenden Grafiken passen sich der Fenstergröße an. Anfänger erfreuen sich der Tipp-Option, getarnt durch ein Fragezeichen in der Statusleiste.

Pingus

Pingus wirkt ein wenig verloren auf der DVD. Natürlich, für sich betrachtet ein großartiger Lemmmings-Klon, jedoch stehen dem Spieler von Beginn an nicht alle Level zur Verfügung und, da es sich um ein Live-System handelt, geht der erspielte Fortschritt verloren. Ob dies auch für einen erstellten Bootstick gilt, hier lassen sich grundlegende Einstellungen sichern und gehen nicht von System zu System verloren, ist ungetestet. Lediglich das Levelset „Weihnachten 2011“ (10 Level) lässt sich von Anfang an komplett auswählen. Die anderen Levelsets, (4 weitere) bieten jeweils nur den ersten Level an. Der Rest muss freigespielt werden. Über einen Optionendialog passt man Lautstärke, Auflösung und Darstellung im Vollbildmodus, das Spiel startet im Fenstermodus, an.

Quadrapassel

Eine sehr umständliche Art und Weise das Wort „Tetris“ zu buchstabieren ist „Quadrapassel“. Der Spieler erhält hier einen Tetris-Klon ohne Optionen und Tonausgabe. Optisch lässt sich das Spielfenster auf Bildschirmgröße maximieren. Die Grafiken im Spiel passen sich dieser Vergrößerung ohne merkliche Verschlechterung an. Eine Highscore gibt es nicht, was für die Dauer der Live-Session zu verschmerzen ist. Sollte sich der Virenscanner in den Vordergrund drängeln, lässt sich das laufende Spiel über die Pause-taste anhalten. Ein Vorschaufenster darüber, welcher Baustein als nächsten in das Spiel Einzug hält, lässt Taktiken zum Füllen der Reihen zu.

Sudoku

Schwierigkeitsgrad auswählen und direkt los knobbeln. Sudoku erfordert Hirnschmalz und um die Ecke denken. Ziel ist es Zahlen von 1 bis 9 so anzuordnen, dass diese horizontal, vertikal und in einem 3x3 Feld (davon gibt es wiederum 3x3) nur ein Mal vorkommen. Die hier gelieferte Version ist eine von vielen aus dem Linuxspieleuniversum und bietet einen Timer, eine Pausefunktion, weiter oben genannte, verschiedene Schwierigkeitsgrade sowie einen eigenen, wegen der Live-Session nur bedingt sinnvollen, Puzzle-Editor für eigene Rätsel. Die Rätsel lassen sich zum Rätseln nach dem Ausschalten des PCs zuvor aus der Anwendung heraus ausdrucken. Die Steuerung des Spiels gelingt über die Tastatur und ihre Pfeiltasten aber auch über die Maus.

Fazit

Natürlich dienen die auf der DVD enthaltenen Spiele nicht der abendfüllenden Unterhaltung, auch wenn eine großangelegte Virensuche durch mehrere Terabyte durchaus diesen Zeitraum und länger andauern kann. Für den kurzen Moment sind aber durchaus einige grundlegende Perlen aus dem Linuxspieleuniversum vorinstalliert und beschäftigen den Tester vor dem Monitor zumindest so lange, bis man sich sicher sein kann, dass die Virenscanner auf dem aktuellen Stand sind und alle Laufwerke auch gelesen bzw. eingescannt werden können. Es erschließt sich nicht mittelbar, warum auf Gnome Minen, das Gnome-Derivat von Microsofts Minesweeper, verzichtet wurde. Desinfec't basiert grundlegend auf Ubuntu und dies liefert das Spiel regulär im Installations- und Livezustand mit. Positiv sticht ins Auge, dass keine der getesteten Anwendungen dreist im Vollbildmodus startet bzw. das auf Anwendungen mit diesem Verhalten konsequent verzichtet wurde.
Wer auf Nummer sich gehen möchte nicht an der Langeweile während eines Virenscans zu verenden, der sollte zusätzlich darüber nachdenken, das eigene Mobiltelefon mit ausreichend Unterhaltungssoftware zu bespielen, sich (Hör-)Bücher und/oder Filme bereit zu legen oder aber generell ein Zweitgerät in Griffweite zu behalten. Eine Komplettüberprüfung der eigenen Hardware ist ein langwährendes Unterfangen, darüber kann die netterweise mitgebrachte Unterhaltungssoftware nur geringfügig hinwegtrösten. Trotzdem und abschließend, die Idee an sich ist zu zu begrüßen und die Auswahl der Titel scheint durchdacht.

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